loesung_der_keplergleichung
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| loesung_der_keplergleichung [2024/12/20 01:38] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1 | loesung_der_keplergleichung [2025/10/26 22:14] (aktuell) – quern | ||
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| Zur Berechnung der Position eines Himmelskörpers (Planet, Planetoid, periodischer Komet, usw.) zu einem gegebenen Zeitpunkt auf seiner elliptischen Bahn gibt es verschiedene Methoden: | Zur Berechnung der Position eines Himmelskörpers (Planet, Planetoid, periodischer Komet, usw.) zu einem gegebenen Zeitpunkt auf seiner elliptischen Bahn gibt es verschiedene Methoden: | ||
| - | - Numerische Integration: | + | - Numerische Integration: |
| - | - Eine gekürzte Version von Punkt 1, bei der nur eine begrenzte Anzahl an Termen berücksichtigt wird. Die Berechnugnen | + | - Eine gekürzte Version von Punkt 1, bei der nur eine begrenzte Anzahl an Termen berücksichtigt wird. Die Berechnungen |
| - | - Berechnen der heliozentrischen Positionen aus den mittleren Bahnelementen des Körpers (Keplerbahnen). Dies ist zwar die ungenaueste Methode, liefert aber sehr schnelle Ergebnisse und ist für manche Anwendungen genau genug. Man könnte z.B. eine Grafik mit den aktuellen | + | - Berechnen der heliozentrischen Positionen aus den mittleren Bahnelementen des Körpers (Keplerbahnen). Dies ist zwar die ungenaueste Methode, liefert aber sehr schnelle Ergebnisse und ist für manche Anwendungen genau genug. Man könnte z.B. eine Grafik mit den aktuellen |
| In diesem Kapitel geht es um den dritten Fall. Es soll die **wahre Anomalie** $\nu$ des Objekts berechnet werden. Dies kann entweder durch Lösung der Keplergleichung erreicht werden oder – wenn die Bahnexzentrizität $\epsilon$ nicht zu groß ist – durch eine Reihenentwicklung (Mittelpunktsgleichung) oder eine einfache Näherungsformel. | In diesem Kapitel geht es um den dritten Fall. Es soll die **wahre Anomalie** $\nu$ des Objekts berechnet werden. Dies kann entweder durch Lösung der Keplergleichung erreicht werden oder – wenn die Bahnexzentrizität $\epsilon$ nicht zu groß ist – durch eine Reihenentwicklung (Mittelpunktsgleichung) oder eine einfache Näherungsformel. | ||
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| <WRAP center round box 100%> | <WRAP center round box 100%> | ||
| - | $S\dots$ Sonne (Brennpunkt)\\ | + | $S$ = Sonne (Brennpunkt)\\ |
| - | $P\dots$ Perihel (Sonnennähe)\\ | + | $P$ = Perihel (Sonnennähe)\\ |
| - | $A\dots$ Aphel (Sonnenferne)\\ | + | $A$ = Aphel (Sonnenferne)\\ |
| - | $K\dots$ umlaufender Körper (Planet, Komet, | + | $K$ = umlaufender Körper (Planet, Komet, |
| - | $a = \overline{ZP}\dots$ große Halbachse\\ | + | $a = \overline{ZP}$ |
| - | $e = \overline{ZS}\dots$ lineare Exzentrizität\\ | + | $e = \overline{ZS}$ |
| - | $b\dots$ kleine Halbachse, $b^2 = a^2 - e^2$\\ | + | $b$ = kleine Halbachse, $b^2 = a^2 - e^2$\\ |
| $\epsilon = \frac{\overline{ZS}}{\overline{ZP}} = \frac{e}{a}\dots$ numerische Exzentrizität\\ | $\epsilon = \frac{\overline{ZS}}{\overline{ZP}} = \frac{e}{a}\dots$ numerische Exzentrizität\\ | ||
| $\overline{SP} = q = a\cdot(1 - \epsilon)\dots$ Perihelabstand\\ | $\overline{SP} = q = a\cdot(1 - \epsilon)\dots$ Perihelabstand\\ | ||
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| - | Die Strecke $\overline{PA} $ ist die große Achse der Bahn. Das Zentrum $Z$ der Ellipse liegt sowohl exakt in der Mitte zwischen dem Perihel $P$ und dem Aphel $A$ als auch in der Mitte zwischen den Brennpunkten. | + | Die Strecke $\overline{PA}$ ist die große Achse der Bahn. Das Zentrum $Z$ der Ellipse liegt sowohl exakt in der Mitte zwischen dem Perihel $P$ und dem Aphel $A$ als auch in der Mitte zwischen den Brennpunkten. |
| - | $K$ (für // | + | $K$ (für // |
| Die Halbachse $\overline{ZP}$ wird im allgemeinen mit $a$ bezeichnet und auch in Astronomischen Einheiten angegeben. Die numerische Exzentrizität $\epsilon$ der Bahn ist definiert als das Verhältnis der Strecke $\overline{ZS}$ (= lineare Exzentrizität) zur Strecke $\overline{ZP}$: | Die Halbachse $\overline{ZP}$ wird im allgemeinen mit $a$ bezeichnet und auch in Astronomischen Einheiten angegeben. Die numerische Exzentrizität $\epsilon$ der Bahn ist definiert als das Verhältnis der Strecke $\overline{ZS}$ (= lineare Exzentrizität) zur Strecke $\overline{ZP}$: | ||
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| $$\epsilon = \frac{\overline{ZS}}{\overline{ZP}} = \frac{e}{a}\tag{1}$$ | $$\epsilon = \frac{\overline{ZS}}{\overline{ZP}} = \frac{e}{a}\tag{1}$$ | ||
| - | Diese Größe ist dimensionslos und liegt bei einer Ellipse immer zwischen 0 und 1. Die Exzentrizität $\epsilon = 0$ wäre bei einem Kreis gegeben. Der Perihelabstand und Aphelabstand werden mit $ q $ bzw. $ Q $ bezeichnet. Befindet sich der Körper im Perihel, ist $ \nu = 0^{\circ} $ und $ r = q $, während im Aphel $ \nu = 180^{\circ} $ ist und $ r = Q $. | + | Diese Größe ist dimensionslos und liegt bei einer Ellipse immer zwischen 0 und 1. Die Exzentrizität $\epsilon = 0$ wäre bei einem Kreis gegeben. Der Perihelabstand und Aphelabstand werden mit $q$ bzw. $Q$ bezeichnet. Befindet sich der Körper im Perihel, ist $\nu = 0^{\circ}$ und $r = q$, während im Aphel $\nu = 180^{\circ}$ ist und $r = Q$. |
| - | Nun betrachtet man in **Abb. 2** einen fiktiven Planeten oder Kometen $K'$, der eine // | + | Nun betrachtet man in **Abb. 2** einen fiktiven Planeten oder Kometen $K'$, der eine // |
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| - | Die mittlere Anomalie $M$ ist also der Winkelabstand zum Perihel, den der Planet haben würde, wenn er mit konstanter Geschwindigkeit die Sonne umliefe. | + | Die mittlere Anomalie $M$ ist also der Winkelabstand zum Perihel, den der Planet haben würde, wenn er mit konstanter Geschwindigkeit die Sonne umlaufen würde. |
| Definitionsgemäß wächst der Winkel $M$ linear (gleichförmig) mit der Zeit. Der Wert von $M$ ist leicht zu finden, da im Perihel $M = 0^{\circ}$ gilt und der Winkel während eines vollständigen Umlaufes um exakt $360^{\circ}$ zunimmt. | Definitionsgemäß wächst der Winkel $M$ linear (gleichförmig) mit der Zeit. Der Wert von $M$ ist leicht zu finden, da im Perihel $M = 0^{\circ}$ gilt und der Winkel während eines vollständigen Umlaufes um exakt $360^{\circ}$ zunimmt. | ||
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| ===== Methoden zur Bestimmung der wahren Anomalie ===== | ===== Methoden zur Bestimmung der wahren Anomalie ===== | ||
| - | Wenn nun die exzentrische Anomalie $E$ bekannt | + | Wenn nun die exzentrische Anomalie $E$ bekannt |
| \[\tan\left(\frac{\nu }{2}\right) = \sqrt{\frac{{1 + \epsilon}}{{1 - \epsilon}}} \cdot \tan\left(\frac{E}{2}\right)\tag{5}\] | \[\tan\left(\frac{\nu }{2}\right) = \sqrt{\frac{{1 + \epsilon}}{{1 - \epsilon}}} \cdot \tan\left(\frac{E}{2}\right)\tag{5}\] | ||
| Zeile 78: | Zeile 78: | ||
| Die Keplergleichung lautet: | Die Keplergleichung lautet: | ||
| - | \[\Large | + | \[E = M + \epsilon\cdot \sin E \tag{6}\] |
| Diese Gleichung muss nach $E$ aufgelöst werden. Es handelt sich hier aber um eine // | Diese Gleichung muss nach $E$ aufgelöst werden. Es handelt sich hier aber um eine // | ||
| Zeile 86: | Zeile 86: | ||
| In die Formel der Keplergleichung müssen die Winkel $M$ und $E$ in **Bogenmaß** eingesetzt werden. In den Programmiersprachen werden die Argumente von trigonometrischen Funktionen ohnehin im Bogenmaß erwartet. Soll die Berechnung aber im // | In die Formel der Keplergleichung müssen die Winkel $M$ und $E$ in **Bogenmaß** eingesetzt werden. In den Programmiersprachen werden die Argumente von trigonometrischen Funktionen ohnehin im Bogenmaß erwartet. Soll die Berechnung aber im // | ||
| - | \[ E = M + \epsilon_0\cdot \sin E \tag{7}\] | + | \[E = M + \epsilon_0\cdot \sin E \tag{7}\] |
| <WRAP center round box 100%> | <WRAP center round box 100%> | ||
| - | $\epsilon_0 = \epsilon\cdot \tfrac{180}{\pi}\dots$ modifizierte Exzentrizität \\ | + | $\epsilon_0 = \epsilon\cdot \tfrac{180}{\pi}$ |
| - | $E, M\dots$ Winkel in Grad | + | $E, M$ = Winkel in Grad |
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| Zeile 111: | Zeile 111: | ||
| === Beispiel === | === Beispiel === | ||
| - | **Man löse die Keplergleichung für $\epsilon = 0.1$ und $M = 5^{\circ}$ mit einer Geanauigkeit | + | **Man löse die Keplergleichung für $\epsilon = 0.1$ und $M = 5^{\circ}$ mit einer Genauigkeit |
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| Zeile 167: | Zeile 167: | ||
| | 24 | 30.533515 | | 24 | 30.533515 | ||
| - | Die ersten beiden // | + | Die ersten beiden // |
| Es zeigt sich, dass derart viele Iterationen nur bei sehr großen Werten für $\epsilon$ auftreten, die sehr nahe an $1$ liegen. Die höchste Exzentrizität der Planeten hat Merkur* mit etwa $\epsilon = 0.205631^{\circ}$ (für Epoche $J2000$). Die Berechnung für alle Planeten mit dieser Methode sollte daher keine Probleme bereiten. Für Kometen, die eine sehr hohe Exzentrizität haben können, empfiehlt sich diese Methode nicht. | Es zeigt sich, dass derart viele Iterationen nur bei sehr großen Werten für $\epsilon$ auftreten, die sehr nahe an $1$ liegen. Die höchste Exzentrizität der Planeten hat Merkur* mit etwa $\epsilon = 0.205631^{\circ}$ (für Epoche $J2000$). Die Berechnung für alle Planeten mit dieser Methode sollte daher keine Probleme bereiten. Für Kometen, die eine sehr hohe Exzentrizität haben können, empfiehlt sich diese Methode nicht. | ||
| + | {{anchor: | ||
| <WRAP center round info 100%> | <WRAP center round info 100%> | ||
| * Pluto hat eine größere Exzentrizität als Merkur mit $\epsilon_{Pluto} = 0.2488^{\circ}$, | * Pluto hat eine größere Exzentrizität als Merkur mit $\epsilon_{Pluto} = 0.2488^{\circ}$, | ||
| Zeile 190: | Zeile 190: | ||
| Berechnung von E in der Keplergleichung, | Berechnung von E in der Keplergleichung, | ||
| Parameter: | Parameter: | ||
| - | M... mittlere Anomalie, dezimaler Winkelwert | + | M = mittlere Anomalie, dezimaler Winkelwert |
| - | e... numerische Exzentrizität, | + | e = numerische Exzentrizität, |
| Rückgabe: | Rückgabe: | ||
| - | E... exzentrische Anomalie, dezimaler Winkelwert | + | E = exzentrische Anomalie, dezimaler Winkelwert |
| */ | */ | ||
| Zeile 252: | Zeile 252: | ||
| Schleifenbedingung | Schleifenbedingung | ||
| Parameter: | Parameter: | ||
| - | M... mittlere Anomalie, dezimaler Winkelwert | + | M = mittlere Anomalie, dezimaler Winkelwert |
| - | e... numerische Exzentrizität, | + | e = numerische Exzentrizität, |
| Rückgabe: | Rückgabe: | ||
| - | E... exzentrische Anomalie, dezimaler Winkelwert | + | E = exzentrische Anomalie, dezimaler Winkelwert |
| */ | */ | ||
| Zeile 293: | Zeile 293: | ||
| <WRAP center round tip 100%> | <WRAP center round tip 100%> | ||
| - | Es sei darauf hingewiesen, | + | Es sei darauf hingewiesen, |
| </ | </ | ||
| Zeile 476: | Zeile 476: | ||
| >{{ : | >{{ : | ||
| - | **Abb. | + | **Abb. |
| < | < | ||
| Größere Abweichungen gibt es für die Planeten Merkur, Mars und Saturn. Man sieht, dass vor allem Merkur ausreißt, er hat auch die größte Exzentrizität. Die größte Abweichung liegt bei $306\overset{'' | Größere Abweichungen gibt es für die Planeten Merkur, Mars und Saturn. Man sieht, dass vor allem Merkur ausreißt, er hat auch die größte Exzentrizität. Die größte Abweichung liegt bei $306\overset{'' | ||
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